Was nun, 90elf?
Jeder liebt das Fussballradio von 90elf. Dort gibt es Fussball, Fussball und ein wenig Musik. Zwischen diesem doch etwas fussballlastigem Programm werden dann noch auch Bundesligaspiele live übertragen und genau das macht den Sender bei uns Fussballfans so beliebt. Jedes Spiel wird übertragen und kommentiert – im Web, auf Smartphones und teilweise im Digitalradio.
Deutschlands erstes Fussball-Radio und offizieller Rechtepartner der Deutschen Fußball Liga (DFL)
90elf selber beschreibt sein Angebot bisher offiziell als „Deutschlands erstes Fussball-Radio und offizieller Rechtepartner der Deutschen Fußball Liga“. Nur damit ist es jetzt vorbei, denn 90elf hat es nicht geschafft, sich die Ãœbertragungsrechte für die kommende Saison zu sichern. Bis zum Ende der Saison 2012/2013 darf man zwar noch die Spiele live übertragen, aber zur neuen Saison dann ist Schluß damit. Was man anschließend machen will, ist noch offen. 90elf Geschäftsführer Florian Fritsche verrät allerdings, dass 90elf nicht sterben wird sondern inhaltlich komplett neu aufgestellt zur neuen Saison wieder an den Start gehen wird. Die Spiele der 1. und 2. Bundesliga live und in voller Länge übertragen wird dann allerdings der neue Rechteinhaber Sport1…
Wir sind natürlich unendlich enttäuscht über diese Entscheidung! Wir haben in den zurückliegenden Wochen gekämpft wie die Löwen, haben eine überzeugende Bewerbung abgegeben und sind bei unserem Gebot an die Grenzen des wirtschaftlich Machbaren gegangen. Wir können mit erhobenem Haupt vom Platz gehen auch wenn wir dieses Spiel verloren haben. 90elf ist eine starke Marke mit einem großen Wert, auch ohne die Bundesliga-Live-Rechte. (Florian Fritsche, Geschäftsführer von 90elf)
Dieser Paukenschlag überrascht die Fussballbranche. Aber man muss 90elf fast auch ein wenig Respekt zollen, denn man wollte nicht auf Teufel komm raus und mit Schulden finanziert die Rechte halten. Der neue Rechteinhaber Sport1 dagegen hat laut Chefredakteur Olaf Schröder bereits ein Konzept aufgestellt und arbeitet bereits an der Umsetzung. Bisher ist davon jedoch wenig an die Öffentlichkeit gedrungen und das finden diverse Experten etwas komisch. Die Strategie, finden sie, ist bei Sport1 etwas undurchsichtig. Was will man nur mit den Audio Rechten für das Web und für Mobile ist vielen unklar und auch wenn Olaf Schröder darauf hinweist, dass man so ein starkes multimediales Angebot habe, klärt nicht wirklich viel auf.
Mit dem Erwerb der Audio-Verwertungsrechte Web und Mobile bauen wir unser digitales Portfolio weiter aus. Ab der neuen Saison erreichen wir unsere Zuschauer und User auch über Radio – neben Free- und Pay-TV, Online und Mobile. (Olaf Schröder, Chefredakteur von Sport1)
Es bleibt also spannend. Zum einen für 90elf, die sich nun neu erfinden müssen und zum anderen für Sport1, die etwas überrascht von dem Rechteentscheid zu ihren Gunsten, noch nicht genau wissen, was sie mit den Rechten anstellen. Natürlich wird sich in den nächsten Wochen dazu etwas tun, nur viel Zeit bleibt nicht mehr um eine Redaktion aufzustellen, Kommentatoren anzuwerben und um die nötige Technik aufzubauen. Und natürlich heißt es auch noch, eine Vertriebsstruktur aufzubauen und genau hier haben viele Fans die Befürchtung, dass nun eine gnadenlose Vermarktung der Livereportagen aus den Stadien beginnen wird. Das aber ist noch nicht entschieden und von daher habe ich noch Hoffnung, dass ich mir die Spiele – ähnlich wie bisher auf 90elf – einfach und ohne viele Querverweise auf dieses und jenes Angebot anhören kann. Na hoffen wir mal…
wrtlbrmft
Interessanter Aspekt (via http://www.internet-law.de):
„Ein Fußballspiel ist kein urheberrechtlich geschütztes Werk, weshalb seine Ãœbertragung auch nicht durch eine urheberrechtliche Nutzungsrechtseinräumung geregelt werden kann. In der Entscheidung “Hartplatzhelden†hat der Bundesgerichtshof außerdem ein ausschließliches Verwertungsrecht von Fußballverbänden verneint. […] Nach der Rechtsprechung ist der Anknüpfungspunkt vielmehr das Hausrecht der Vereine, das es ermöglicht, den Besuchern der Fußballspiele Filmaufnahmen und auch Radioübertragungen zu verbieten. Juristisch betrachtet gibt es also überhaupt keine Audio-Verwertungsrechte, sondern nur Verbote, die auf das Stadionhausrecht gestützt werden. […] Das könnte einen Anbieter wie 90elf nach meiner Einschätzung aber nicht daran hindern, dass sich seine Reporter vor den Fernseher setzen und die Spiele auf Grundlage einer Fernsehübertragung kommentieren.“